Schnittstellenmanagement
Aus diesem Grund hat eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe im Auftrag der Bundesärztekammer (BÄK) und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) unter Moderation des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ) entsprechende Empfehlungen zum ärztlichen Schnittstellenmanagement zwischen den Versorgungssektoren erarbeitet. Die erste Auflage der Checklisten umfasst Kriterien für die Einweisung bzw. Aufnahme in das Krankenhaus sowie Entlassungsvorbereitung und Entlassung aus der Klinik. Die Empfehlungen dienen Ärzten in Krankenhaus und Praxis als Orientierungshilfe für die Gestaltung des Schnittstellenmanagements in der eigenen Einrichtung.
Ärzte und andere Interessierte erhalten unter folgendem Link wichtige und nützliche Informationen rund um das Thema Schnittstellenmanagement. Neben den Checklisten werden weitere Tools, Projekte, Links und Dokumente bereitgestellt.
Einführung
Der Übergang zwischen ambulantem und stationärem Sektor stellt Ärztinnen und Ärzte häufig vor besondere Herausforderungen. Mit den richtigen Instrumenten können alle Beteiligten den Wechsel zwischen Praxis und Krankenhaus so organisieren, dass eine gute Patientenversorgung möglich ist.
Intersektorale Arzneimittelversorgung
Ein zentrales Ziel nationaler und internationaler Bemühungen ist die Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit an den Sektorengrenzen.
Der erfolgreiche Übergang von ambulanter und stationärer Arzneimittelversorgung ist in erster Linie abhängig von einer guten Kommunikation zwischen Niedergelassenen, Klinikärzten und Patienten.
Um gute Qualität und Sicherheit der Arzneimitteltherapie zu gewährleisten, zielen Projekte aus der Versorgungspraxis darauf ab, die vorhandenen Kommunikationslücken zu erkennen und zu schließen.
Nicht immer liegen allen Beteiligten die vollständigen Informationen zur Medikation vor. Das kann zu Wechselwirkungen von unterschiedlichen Wirkstoffen bei Multimedikation führen oder generell unerwünschte Nebenwirkungen bei Veränderungen der Zusammensetzung und Konzentration von Medikamenten hervorrufen.
Es gibt bewährte Methoden und Werkzeuge, die helfen, diese Herausforderungen zu meistern und die verschiedenen Prozesse optimal zu gestalten.
Für alle Beteiligten bietet ein organisiertes Schnittstellenmanagement entscheidende Vorteile: es schafft mehr Sicherheit für Ärzte und Patienten, es erleichtert allen Beteiligten die tägliche Arbeit zwischen den Sektoren.
Abgeschlossene Projekte
Elektronischer Arztbrief Düren / Förderprojekt elektronische Fallakte Düren
Um den Informationsfluss zwischen niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern zu verbessern, lief im Landkreis Düren ein Projekt zur Einführung einer elektronischen Fallakte. Das Pilotprojekt war so erfolgreich, dass Nordrhein-Westfalen ein elektronisch unterstütztes Krankenhaus-Einweisungs- und -Entlassmanagement landesweit eingeführt hat.
HeiCare® - Sektorübergreifende Harmonisierung der Arzneimitteltherapie
Durch das Projekt sollte die Arzneimittel-Kommunikation zwischen Arztpraxis, Krankenhaus und Patient verbessert werden. Das Heidelberger Modellprojekt wurde mit dem 31.12.2008 abgeschlossen.
High 5s-Projekt
Die bedeutsame, nachhaltige und messbare Reduzierung von unerwünschten Ereignissen in der Patientenversorgung war erklärtes Ziel des internationalen Projekts "Action on Patient Safety: High 5s". Dieses sollte durch die Einführung von standardisierten Handlungsempfehlungen in Krankenhäusern gelingen. Dabei wurden innerhalb einer multinationalen Lerngemeinschaft Handlungsempfehlungen entwickelt und ihre Implementierung und Wirksamkeit evaluiert.
MedTogether - Schnittstellenmanagement zwischen ambulanter und stationärer Versorgung
Ein österreichweites Projekt, das von Herbst 2002 bis Herbst 2004 das Ziel verfolgte, Aufnahme- und Entlassungsabläufe an Krankenhäusern zu analysieren und zu optimieren.
Oldenburger Überleitungsprojekt
Das Oldenburger Überleitungsprojekt (Laufzeit 2002 bis 2004) hatte zum Ziel, die Kommunikation und Kooperation zwischen an der Patientenversorgung beteiligten Einrichtungen zu erleichtern und zu verbessern. Eine interdisziplinäre und einrichtungsübergreifende Projektgruppe entwickelte entsprechende Instrumente.
SEAMAN – Süderelbe Entlassungs- und Aufnahmemanagement
Nach 2,5 Jahren Laufzeit (15.05.2004 – 14.09.2006) standen den Projektbeteiligten im Raum Harburg/Süderelbe entwickelte Instrumente und Konzepte zur Verbesserung des Überleitungsmanagements zur Verfügung.
Sektorenübergreifende Qualität im Gesundheitswesen
Das AQUA - Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH entwickelte im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses sektorenübergreifende Indikatoren und Instrumente für die Qualitätssicherung im Gesundheitswesen.
Tools
Nutzen Sie schon vorhandene nationale und internationale Tools für Ihr internes Schnittstellenmanagement.
Deutschsprachige Tools zum Überleitungsmanagement
Checklisten zum ärztlichen Schnittstellenmanagement
Checklisten zum ärztlichen Schnittstellenmanagement sollen dazu beitragen, den Übergang zwischen Praxis und Krankenhaus so zu organisieren, dass eine gute individuelle Patientenversorgung ohne Hemmnisse im Behandlungsverlauf gewährleistet wird.
Musterdokumente zum Einweisungs- und Entlassungsmanagement
Um die Kommunikation zwischen Krankenhäusern und niedergelassenen Vertragsärzten zu verbessern, haben die Saarländische Krankenhausgesellschaft (SKG) und die Kassenärztliche Vereinigung Saarland in einem ersten Schritt ein standardisiertes Einweisungsschreiben und einen standardisierten Entlassbrief abgestimmt.
Tools aus dem Oldenburger Überleitungsprojekt
Instrumente zur Kommunikation und Kooperation können eine abgestimmte Versorgung von Patienten über Einrichtungsgrenzen hinweg fördern. Im Rahmen des Oldenburger Überleitungsprojektes wurden Tools für die Ambulante Pflege, Arztpraxen, Heime und Krankenhäuser erarbeitet.
Überleitungsbögen
Pflegebedürftige Patienten sollen beim Wechsel zwischen Krankenhaus und ambulanter oder stationärer Pflege gut versorgt sein. Überleitungsbögen unterstützen die pflegerische Weiterversorgung.
- Kölner Überleitungsbögen für Menschen mit Demenz
I. Informationen zur Krankenhauseinweisung (Stammdaten)
II. Informationen vom Pflegeheim an das Krankenhaus (Pflegedaten)
III. Informationen zur Krankenhausentlassung (mit Arztbrief/Verordnungsblatt)
Tools zur intersektoralen Arzneimittelversorgung
Medication Reconciliation
Die im englischen Sprachraum als Medication Reconciliation bezeichnete Medikationsüberprüfung ist ein Prozess, der sicherstellt, dass die arzneimittelbezogenen Informationen zu einem Patienten sorgfältig und fehlerfrei gesammelt und weitergegeben werden. Ziel ist es, Medikationsfehler zu vermeiden. Der Ansatz versucht die hochkomplexen Vorgänge zu systematisieren und standardisieren. Die Implementierung in die Praxis erfolgt dabei schrittweise über mehrere Jahre.
High 5s-Projekt
Sicherstellung der richtigen Medikation bei Übergängen im Behandlungsprozess
Institute for Safe Medication Practices Canada
- Medication Reconciliation
- Steps for Creating the Best Possible Medication Discharge Plan
- Best Possible Medication Discharge Plan - Patient Interview Guide
- Best Possible Medication Discharge Plan - Checklist
- Best Possible Medication Discharge Plan - Form
- Discharge Medication Schedule/Calendar
Medications at Transitions and Clinical Handoffs (MATCH)
Das Toolkit MATCH wurde mit Unterstützung der Agency for Healthcare Research and Quality (AHRQ) in den USA entwickelt. Es zeigt Schritt für Schritt, wie der Prozess zur Medikationsüberprüfung verbessert werden kann. Das Toolkit beschreibt auch Erfahrungen und Gelerntes von Einrichtungen, welche die Strategien von MATCH bereits implementiert haben.
Weiterführende Literatur
Eine Auswahl an Artikeln zum Überleitungsmanagement und zur intersektoralen Arzneimittelversorgung sowie an Gesetzestexten.
Weiterführende Literatur zum Überleitungsmanagement
- Ärztliches Schnittstellenmanagement: Kommentar zur Sicherstellung von Versorgungskontinuität als Kernaufgabe des Schnittstellenmanagements. G. Ollenschläger Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin SVR-Symposium Berlin, 18.9.2012
- Alper E, O'Malley TA, Greenwald J. Hospital discharge. UpToDate. 2013
- Entlassung aus dem Krankenhaus. Gesundheitspolitische Informationen Nr. 16 (Bundesministerium für Gesundheit)
- Fleck K. Stationär-ambulante Schnittstellen: Wie Entlassungsmanagement hilft, Versorgungslücken zu vermeiden. Berl Arzte 2012;12:1-20
- Oduyebo I, Lehmann CU, Pollack CE, Durkin N, Miller JD, Mandell S, Ardolino M, Deutschendorf A, Brotman DJ. Association of self-reported hospital discharge handoffs with 30-day readmissions. JAMA Intern Med. 2013;173(8):624-9
- Ommen O, Ullrich B, Janssen C, Pfaff H. Die ambulant-stationäre Schnittstelle in der medizinischen Versorgung. Med Klin 2007;102:913-7
- Osterloh F. Entlassmanagement: Nur durch ständigen Dialog hat sich manches verändert. Dtsch Arztebl 2013;110(18):858-59
- Schulze Raestrup U. Schnittstelle ambulante/stationäre Versorgung aus Sicht der Krankenhausärzte. Bielefeld, 2003 (Dr. Public Health)
- Schwerpunktthema Schnittstellenmanagement. Managed Care 2004 (1)
Weiterführende Literatur zur intersektoralen Arzneimittelversorgung
- Adl S, Weltermann BM, Küching A, Martin C, Korbonits G, Höpp HW. Pharmakotherapeutische Transferproblematik von stationärer zu ambulanter Versorgung. Gesundh Wesen 2001;63(10):597-601
- Claeys C, Foulon V, de Winter S, Spinewine A. Initiatives promoting seamless care in medication management: an international review of the grey literature. Int J Clin Pharm. 2013
- Hauck E. Rechtliche Schnittstellen im SGB V zwischen ambulanter und stationärer Arzneimittelversorgung. MedR 2010;28:226-32
- HeiCare® - Sektorübergreifende Harmonisierung der Arzneimitteltherapie. Dtsch Med Wochenschr 2011;136:2239-44
- Korzilius H. Arzneimittelversorgung: Es hakt an der Schnittstelle. Dtsch Arztebl 2008;105:18
- Mehrmann L. Arzneimittelversorgung an intersektoralen Schnittstellen. Problemfelder und Best-Practice-Ansätze. Berlin: ÄZQ; 2012
- Mehrmann L, Ollenschläger G. Problemfelder und Best-Practice-Ansätze in der Arzneimittelversorgung an intersektoralen Schnittstellen – Eine Literaturanalyse.
Z Evid Fortbild Qual Gesundhwes 2014;108(1):66-77, DOI: 10.1016/j.zefq.2013.08.012
Gesetze, Vertragliche Regelungen ...
- Gesetz zur Verbesserung der Versorgungsstrukturen in der gesetzlichen Krankenversicherung (Bundesgesetzblatt, 2011)
- Prozessverbesserung in der Patientenversorgung durch Kooperation und Koordination zwischen den Gesundheitsberufen (Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen bei der Bundesärztekammer, 2011)
- Wettbewerb an der Schnittstelle zwischen ambulanter und stationärer Gesundheitsversorgung (Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, Sondergutachten, 2012)