Einleitung
Gesundheits-Apps werden privat bereits vielfach genutzt. Sie halten auch in medizinischen Bereichen immer mehr Einzug. Dabei entwickeln sich das Angebot und die technologischen Möglichkeiten dynamisch. Zudem hat der Gesetzgeber mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) [1] den Grundstein für eine digitale Gesundheitsversorgung gelegt. Damit können Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten geprüfte Gesundheits-Apps zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung verordnen. Es liegt daher nahe, dass Gesundheits-Apps an Bedeutung gewinnen werden. Viele Menschen stehen digitalen Angeboten aufgeschlossen gegenüber und wünschen sich von ihren Ärztinnen und Ärzten, dass diese ihnen gute Gesundheits-Apps empfehlen können [2]. Andererseits gibt es Bedenken: Manch einer fürchtet, dass menschliche Zuwendung durch digitale Technologien zurückgedrängt wird [3]. Und viele Menschen sind verunsichert, was die Sicherheit von hochsensiblen Gesundheitsdaten betrifft. Datenlücken bei diversen Gesundheits-Apps haben gezeigt, dass diese Sorge ernst zu nehmen ist.
Sie als Ärztinnen und Ärzte haben im komplexen Gesundheitssystem eine besondere Stellung: Für Ihre Patientinnen und Patienten sind Sie die wichtigste Vertrauensinstanz, aber wo bekommen Sie selbst verlässliche Informationen her? Was sind eigentlich "Apps auf Rezept"? Müssen Sie rechtliche Konsequenzen fürchten, wenn Sie Apps empfehlen oder verschreiben, die sich im Nachhinein als fehlerhaft herausstellen?
Diese und weitere Fragen beantwortet diese Handreichung. Sie gibt einen Überblick und erklärt, was mit dem Digitalisierungsgesetz in Sachen "Gesundheits-Apps" auf Sie zukommt. Dieses Dokument soll Sie aber vor allem beim Umgang mit Gesundheits-Apps im Praxis- und Klinikalltag unterstützen und Ihnen mehr Sicherheit geben. Anhand von Beispielen gibt sie konkrete Tipps für Ihren Berufsalltag. Da hier nicht alle Fragen beantwortet werden können, finden Sie Hinweise und Links zu weiterführenden Informationen.
In vieler Hinsicht kann Entwarnung gegeben werden. Die "alte" und die "neue" Welt haben mehr gemeinsam, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Die digitalen Möglichkeiten rütteln nicht an den Grundfesten der medizinischen Behandlung. Sie als Ärztin oder Arzt tragen weiterhin die Verantwortung für Ihre Empfehlungen und Ihr Handeln, wie es der Behandlungsvertrag, das Berufsrecht und andere Regelungen vorgeben. Oftmals besteht die Herausforderung eher darin, dies mit neuen Technologien in Einklang zu bringen.
In einigen Bereichen wirft der Einzug digitaler Technologien aber auch Fragen oder Probleme auf. Für viele gibt es bereits Lösungen oder diese zeichnen sich zumindest ab. Wo es noch keine befriedigenden Antworten gibt, erläutert diese Handreichung den Stand der Diskussion.